Transkript Podcast AN·WEND·BAR

Folge 2: Rechtsextremismus

Transkript Folge 3: „Politische Bildung und Gamification. Rückblick zum Barcamp 2025“

AN·WEND·BAR, der Praxispodcast. Schön, dass Du wieder reinhörst. Ich begrüße dich ganz herzlich bei AN·WEND·BAR, dem Podcast für Impulse in der außerschulischen Jugendarbeit. Wir laden interessante Personen ein, die uns ihre Expertise zu aktuellen Themen, die euch in der Praxis gerade beschäftigen, zur Verfügung stellen. Für mehr Informationen zum Podcast und zur aktuellen Folge schau vorbei unter www.bezjr.de/podcast. In den Shownotes findest Du außerdem Informationen zum Gast und zu Inhalten dieser Folge. Der Podcast ist ein Angebot des Bezirksjugendrings Schwaben.

Julian: Herzlich willkommen. Ich bin Julian Beiner und beim Bezirksjugendring Medienfachberater. Ich führe euch heute durch die Folge. Am 15. März fand zum siebten Mal unser Barcamp politische Bildung Schwaben mit rund 90 Aktiven aus der politischen Bildungsarbeit statt. Das Barcamp ist ein Tag, an dem sich alle Interessierten von der Jugendarbeit über Wissenschaft und Schule, von Anfängerinnen bis Vollprofis über einen Themenschwerpunkt der politischen Bildungsarbeit austauschen können. Dieses Mal ging es das Thema Gamification und politische Bildung. Also darum, wo Chancen und Grenzen von Spielen in der politischen Bildung liegen, aber auch wo wir Spielansätze auf unsere Demokratie und unsere Gesellschaft übertragen können, um zum Beispiel mehr Lust auf Mitgestaltung und Engagement zu machen. Das Besondere am Barcamp ist, dass die Teilnehmenden die Expertinnen und Experten der Veranstaltung sind und sich gegenseitig Sessions anbieten, in denen sie ihre Projekte vorstellen oder in denen sie Fragen diskutieren möchten, die sie aktuell beschäftigen.

Eine Nachlese der Ergebnisse findet ihr in unserer Barcamp-Doku auf unserer Website und in den Shownotes verlinkt. Lasst uns doch mal ein bisschen in die Barcamp-Atmosphäre eintauchen. Wir haben für euch O-Töne eingesammelt und die Teilnehmenden nach ihren Highlights der Veranstaltung gefragt.

Barkeepers Insights. Wir fragen nach in der Praxis:

Caro: Ja, also ich bin ich Fachbereichsleiterin der Jugendfeuerwehr Schwaben. Das Barcamp besuche ich jetzt schon zum dritten Mal und es ist eine tolle Netzwerkarbeit, weil man die anderen Verbände trifft und von den verschiedenen Jugendringen das Personal. Und es ist immer sehr inspirierend und man kann das dann, das Wissen, was man da vermittelt bekommt, als Multiplikator später nach unten an die Basis weitergeben.

Tom: Tom Simonetti vom Soundlaboratorium. Also ein großes Highlight ist natürlich, dass Spielen verbindet letztendlich und ich mag Barcamps grundsätzlich sehr gerne, deswegen egal welches Thema tatsächlich, weil man kommt in den Austausch mit anderen Menschen und Positionen und die ersten 2 Sessions waren superinteressant bis jetzt, also guter Austausch.Das eine war Pre Game 3.0, also ist quasi das Spiel bevor dem Spiel, das eigentlich so ein, ja, schon fast schon Coaching Tool sein könnte, wie man so miteinander ins Gespräch kommt oder verschiedene Ideen auch zusammenbringen kann. Und das zweite war das 10000 Euro für alle. Das war auch sehr interessant, wie man so ins Gespräch kommt über Vorurteile oder würde man jemand Geld geben oder würde man nicht Geld geben. Also und auch im Prinzip, wie man Spiele selbst entwickeln kann und auch einfach leicht in Auftrag geben kann, ja. Übers Spiel kann man ernsthafte Themen irgendwie gut spielerisch aufarbeiten, glaube ich. Also ich glaub grundsätzlich, dass Gamification ein gutes Thema ist, Wissen und Informationen zu transportieren, aber grad über politische Themen, da gibt’s ja oft schnell so ja ganz klare Positionen und ich glaub, das kann’s auch nicht sein. Also man muss im Dialog bleiben und im Spiel kann man das vielleicht besser machen und sagen danach ist das Spiel vorbei und dann ist wieder, können wir wieder anders sein oder so. Ja. Man kann in eine andere Rolle schlüpfen auch oder so, ja. Genau.

Irmel: Ich bin die Irmel. Das Highlight war das erste Barcamp meines Lebens und es hat mir sehr, sehr gut gefallen. Gamification und politische Bildungsarbeit zusammen yay or nay? Yay, auf jeden Fall, da sehe ich sehr viel Auftrag an die politische Bildungsarbeit, ja.

Gregor: Ich bin der Gregor, der Gregor Walter vom KidsLab. Ja, ich find, die Leute hier sind alle sehr offen. Ich find, also man merkt wirklich den Unterschied zu einer normalen Konferenz, wo man vorne steht und einen Vortrag hält und dann guckt man oft in so bisschen leere Gesichter und hier sind alle voll dabei und machen mit und und beteiligen sich und geben wirklich ihre Meinung dazu. Das finde ich total cool. Finde ich auch total cool, dass es wirklich so viel Einreichungen gab jetzt gestern und heute noch und dass jemand spontan aufgestanden und gesagt hat, darüber könnt ihr auch noch was erzählen. Fand ich richtig geil.

 

Katja Ölberger: Katja Ölberger, Bezirksrätin und Jugendbeauftragte des Bezirks Schwaben. Sehr, sehr spannend. Also es gibt wirklich viele, viele neue Impulse und ich freu mich wirklich auf den Austausch heute mit den anderen Akteuren und freu mich auf neue Ideen.

Raphael: Du bist der? Raphael. Superspannend. Total. Sehr inspirierend. Ich finde es echt cool. Ich bin sehr froh, dass ich heute hier bin. Die Begeisterung oder die Emotionen, die von Spiele vielleicht auch eventuell auf die politische Bildung ausüben können, finde ich sehr, sehr spannend. Und vielleicht, was man auch davon lernen kann durch Gamification, durch von Spielen. Gerade auch die Begeisterung, die man im Spielen oder die man zu den Spielen hat, auch ins Politische übertragen kann.

Emily: Ich bin die Emily, 24 Jahre alt und arbeite jetzt bereits seit 4 Jahren in der Schulsozialarbeit. Beim Barcamp für Gamification und politische Bildung hat mich insbesondere interessiert, wie divers und interaktiv der Austausch mit den dort teilnehmenden Menschen war. Es war wirklich sehr, sehr spannend zu sehen, wie viele unterschiedliche Menschen aus verschiedenen Bereichen zusammengekommen sind und zu jeglichen Themen ganz unterschiedliche Perspektiven mit eingebracht haben. Und da besteht für mich auch der Mehrwert zum im Barcamp im Vergleich zu anderen Fortbildungen. Dadurch, dass man aktiv in den Austausch kommt und verschiedene Gedankengänge im Detail begutachten und diskutieren kann, entsteht eine wahnsinnig hohe Qualität an fachlichem Austausch, an neuen Ideen und Impulsen, die definitiv Einklang in meinen Arbeitsalltag finden werden. Von gamifizierten Anwendungsmethoden in Form von Spielen im Schulalltag bis hin zu kleinen Mindset-Änderungen bezüglich Augenhöhe zum Klientel. All das war letztendlich nur durch diesen diversen Austausch möglich und dafür bin ich sehr, sehr dankbar.

Irmel: Ich freu mich schon auf das nächste Barcamp und hoffe, dass ich eingeladen werde.

Julian: Die heutige Podcast-Folge wollen wir dazu nutzen, um quasi mit der Lupe noch mal tiefer in die Thematik Gamification einzusteigen. Hierzu haben wir die Programmiererin Lisley Viraphong von Causa Creations zu uns eingeladen, die selbst Spiele programmiert hat, die in der Jugendarbeit zu politischen Bildung eingesetzt werden können. Aber hört selbst.

Lisa S: Also schön, dass wir heute hier sind, unsere neue Podcast-Folge aufzunehmen, die auch im Rahmen des Barcamps 2025 stattfindet. Und ich hab heute unsere Gästin dabei, unsere Lisley. Deswegen würde ich dich jetzt erst mal bitten, Lisley, dich kurz vorzustellen und vielleicht auch zu erzählen, in was für einem Kontext Du arbeitest.

Lisley: Hi, ich bin Lisley. Ich freu mich auf jeden Fall, heute hier sein zu dürfen und ich habe mich auch super über die Einladung zum Wahlkampf gefreut. Ja, ich arbeite für eine Spielfirma namens Causa Creations in Wien und das ist eine kleine, ah ja, ich glaub, man kann schon sagen, Indie-Spieleentwicklungsfirma und ja, unsere Spieler haben eigentlich fast immer irgendeinen soziopolitischen oder kulturellen Hintergrund, oftmals irgendwie einen Bildungsauftrag mit drin und wir arbeiten auch häufig mit Organisationen zusammen, also Museen und NGOs, von denen wir dann die Aufträge bekommen.

Lisa S: Cool, danke. Also Du hast ja schon gesagt, am Barcamp warst Du mit dabei. Ich würde gerne von dir wissen, was war denn dein Highlight am Barcamp?

Lisley: Ich glaub tatsächlich, die Vielzahl an Menschen aus unterschiedlichsten Altersgruppen und auch Berufen, also ob das jetzt Lehrende waren oder Workshopleitungen oder teilweise glaube ich auch Jugendliche selbst, die noch zur Schule gehen. Das war faszinierend, wie viel Lust die Leute dann auch tatsächlich Bock drauf haben, weil normalerweise ist es so, wenn’s heißt, ja, das ist jetzt eine Tag und für Bildung ist es dann immer so toll, Frontalunterricht. Und beim Barcamp war es aber ganz anders und es war richtig toll.

Lisa S: Zum Thema Gamification, was ist denn da das Erste, was dir in den Kopf kommt, wenn Du an Politische Bildung und Gamification denkst?

Lisley: Es wäre schön, wenn’s mehr davon geben wird. Also wirklich, es ist, ich finde es total schade, weil die Gaming-Branche hat ja, also da ist ja unheimlich viel Geld drin. Also wirklich ein Haufen. Mehr als in Filmen schon seit Jahren und ich finde es einfach so schade, dass man das noch nicht für Politische Bildung oder Bildung im Allgemeinen viel verwendet, weil ich glaub, da könnte man sehr viel Interesse auch von den, also von Seiten der Jugendlichen noch mit rausholen.

Lisa S: Könntest Du da vielleicht noch ein bisschen mehr dazu sagen, was ist denn für dich die Gaming-Branche?

Lisley: Also ich versuch bei der Gaming-Branche eigentlich wirklich alles mit einzubeziehen. Also das ist jetzt egal, ob das jetzt die großen amerikanischen Spielefirmen sind, die jeder kennt, zum Beispiel EA, die jetzt jedes Jahr ein neues FIFA rausbringen oder so. Oder weiß ich nicht Call of Duty, das spielt da natürlich auch mit rein, aber eben auch die ganzen Mobile Games. Da ist ja ein riesiger, riesiger Markt. Also wenn ich jetzt einfach auf meinem Handy nach irgendeinem Puzzlespiel suche, kriege ich da hunderttausende an Ergebnissen. Also es kommt ja anscheinend wirklich an und die Leute haben Bock drauf und deswegen ist es schade, dass es eben noch nicht für Bildung zu viel verwendet wird.

Lisa S: Also da haben wir auf jeden Fall Potenzial, nach oben ist noch da und daran wird auch nämlich meine nächste Frage gleich anschließen. Du warst ja auch beim Barcamp und hast eine Session gegeben, deswegen greift die Frage jetzt vielleicht ein bisschen vorweg, aber wenn Du ein Spiel entwickeln dürftest, um ein politisches Thema zu vermitteln, worum würde es denn gehen und wie würde es denn aussehen?

Lisley: Also mein tatsächlich tatsächliches Traumspiel, das ich, glaube ich, entwickeln würde, wenn es um ein politisches Game gehen sollte, das müsste ich mir noch überlegen. Aber ich hab jetzt bei Spielen mitgewirkt, die politische Themen hatten und eines davon war Songs of Travel. Das war auch das, was ich beim Barcamp mit vorgestellt hab und das ist auch so ein bisschen ein Herzensprojekt für mich gewesen, da es um das Thema Migration geht und das ist jetzt ein Podcast, das heißt, man sieht mich nicht, aber ich hab vietnamesische Wurzeln und da waren eben einige Themen dabei, die mich dann privat auch schon öfter beschäftigt haben oder wie ich das von meinen Freunden auch mitbekommen hab, weil da einfach, da waren viele Parallelen da, auch wenn natürlich jede Geschichte individuell ist, aber zum Beispiel zwischen also mit und zwischen zwei unterschiedlichen Kulturen aufzuwachsen ist so ein Ding, das war für mich ganz, ganz wichtig, mal irgendwie aufzugreifen. Finde ich auch ein sehr spannendes Thema, weil ich glaub, Leute, die jetzt nicht unbedingt diesen Hintergrund, also den migrantischen Hintergrund haben, dass das einfach mal verständlich gemacht wird auf einer menschlichen Ebene und nicht nur als, ja, ich bin halt von A nach B gezogen?

Lisa S: ch war auch mit dabei in der Session und hab ein paarmal mit reingeschnuppert. Und da wurden auch Dinge thematisiert, die Du grade schon mit der Gaming-Branche angesprochen hast. Also zum Beispiel die Finanzierung oder auch Kapazitäten, gerade für Menschen, die dann vielleicht die Spiele, die ihr entwickelt, weiterverwenden möchten. Und deswegen hätte ich die nächste Frage, welche Vorteile siehst Du denn darin, politische Bildung mit spielerischen Elementen zu verbinden oder auch was für Gefahren und Herausforderungen gibt es da?

Lisley: Also ich glaub, der allergrößte Vorteil ist natürlich, dass man Jugendliche leichter dazu bringen kann, sich mal dafür zu interessieren, weil Spiele sind ja eh schon interessant und wenn die dann noch irgendwie etwas vermitteln können, ist es natürlich umso besser, weil die Aufmerksamkeit ist eh schon meistens wohl irgendwie am Handy oder so oder am Tablet. Da kann man doch gleich da ansetzen und dann auch etwas machen, was für die Bildung gut wäre oder wichtig wäre. Das war jetzt eine sehr große Frage. Könnest du noch mal einzelne Sachen wiederholen, bitte sorry!?

Lisa S:
Ne verzeih mir, es waren gleich drei in einer, ich hab es gleich selber gemerkt. Okay, ja, die Vorteile haben wir, hast hast Du gesagt, also auch mit gerade mit Social Media, das möchte ich ganz kurz noch mal erwähnen, haben wir ja auch am Barcamp gehört, dass Social Media auch wie ein Spiel ein bisschen funktioniert, also durch das immer wieder aktualisieren und was da irgendwie für Mechanismen bei uns freigeschaltet werden. Die führt nämlich hin, vielleicht diese Mechanismen führen hin zu der nächsten Frage nach den Gefahren und den Herausforderungen im Kontext von Spielen in der politischen Bildungsarbeit.

Lisley: Ganz kurz zu Social Media noch ein Gedanke. Ich glaub, das was Social Media so zugänglich macht oder so ja irgendwo auch schon süchtig macht für viele Leute ist ja diese Instant Gratification, also sobald ich auf Social Media etwas drücke, kriege ich sofort ein Feedback, auch wenn’s nur ein Herzchen ist. Das Herzchen ist dann nicht einfach nur da, sondern das blinkt dann auf und hat dann so ein bisschen Farbe. Und es sind einfach diese ganz kleinen Mechanismen, die es gibt. Und da sehe ich die Gefahr dadurch, dass dieses Instant Gratification so gut funktioniert bei Social Media und auch bei Slot-Maschinen, beim Gambling, beim Glücksspiel, ist, dass man wahrscheinlich teilweise die Themen nicht mehr nuanciert aufbereiten kann, weil die meisten politischen Themen sind ja groß. Die haben den Rattenschwanz. Man hat ein Thema, aber es geht in Zig andere über. Das ist ja nicht einfach nur schnell und leicht geklärt. Und da find ich, hat man das Problem vielleicht mit der Aufmerksamkeitsspanne, wie man das dann löst, dass man trotzdem noch interessiert bleibt, auch wenn’s ein großes und ein sehr komplexes Thema ist. Also wenn wir jetzt zum Beispiel über soziale Ungerechtigkeit reden wollen, da kann man jetzt die Nische aufmachen wie, ja, es fängt ja schon da an, wo die Leute wohnen und wie die Stadtplanung aufgebaut ist. Die meisten Städte funktionieren so, dass man nur in den Bezirk zur Schule gehen kann, wo auch die Wohnung ist und wenn’s halt ein armer Bezirk ist, dann haben die natürlich weniger Geld. Die Lehrer kriegen weniger Unterstützung, die Klassen sind voller. Das ist ein Punkt, wo man anfangen kann, aber man kann auch an komplett anderen Punkten anfangen wie bei der Steuer. Also wo fängt man an, so ein Thema aufzudröseln? Und wenn’s aber gerade so dieser Trend ist, dass alles schnell und einfach und irgendwie gleich ein Feedback haben muss, wie macht man das bei solchen großen und komplexen Themen?

Lisa S: Ja, ist das vielleicht auch eine Herausforderung oder die Gefahr im Spiel? Also gibt es da nur Sieger:innen und Verlierer:innen oder ist die Grauzone überhaupt noch gegeben? Und genau, was meinst Du dazu?

Lisley: Ich glaub, es kommt wirklich darauf an, wie man wie man so was dann aufzieht. Natürlich wär’s schöner, wenn man alle Grauzonen irgendwie aufzeigen kann. Und es ist auch wichtig, dass man sie aufzeigt. Aber ich glaub, dass man die in kurzen Formaten leider oftmals vernachlässigt, einfach nur, also jetzt bei uns in der Spieleentwicklung, auch teilweise wegen dem Budget. Also Songs of Travel hätte auch, also für mich jedenfalls, 5 Stunden gehen können und es hätte viel interaktiver sein können und mit mehr Spielen sein können, aber da ist halt dann oftmals das Budget nicht gegeben.

Lisa S: Wie seid ihr denn da damit umgegangen? Also bei Songs of Travel, bei der Konzeption?

Lisley: Da hatten wir’s Gott sei Dank, also nicht unbedingt leicht, aber die Geschichten waren ja vorgegeben, weil Songs of Travel ja wirklich die Geschichten von echten Menschen erzählt. Das heißt, wir hatten dadurch schon mal ungefähr einen Rahmen und je nachdem, was die je nachdem, was uns dann erzählt worden ist, haben wir uns dann versucht, ein Kernthema davon rauszugreifen. Also bei bestimmten Personen, worüber sie zum Beispiel mehr geredet haben, war das dann so, ah, okay, das ist für dich ein wichtiges Thema, dann lass uns schauen, wie wir das als Konzept mit einem übergreifenden Thema irgendwie mit einbauen können und mit einfließen lassen können. Und so ist dann praktisch das Konzept entstanden, dass es diese 5 verschiedenen Kurzgeschichten gibt und dass jede Kurzgeschichte so ihr ihr eigenes Thema versucht zu behandeln. Und ja, das war dann wirklich einfach von den Interviews mit den Leuten gegeben.

Lisa S: Schön, ja. Um in dem Spektrum einfach eben individuelle Beispiele zu haben, an denen es durchgespielt werden kann.

Lisley: Genau.

Lisa S: Ja, sehr schön. Danke. Wenn ich dich so sprechen hör und auch die Begeisterung fürs Gaming, dann kommt auch eine Frage ganz zentral. Was würdest Du denn jemandem sagen, der behauptet, ernste Themen wie Politik oder du hast auch soziale Ungleichheit erwähnt, lassen sich nicht spielerisch vermitteln.

Lisley: Ich will jetzt nicht gemein sein, aber ich glaub, die Person hat keine Ahnung von Spielen. Also das ist eine Sache, die finde ich sehr schade. Also vor allem in den, ich sag mal so, Mainstream Media Sachen ist, dass Spiele immer noch ein bisschen, dass man so ein bisschen noch von oben auf die herabschaut. Ich find Spiele haben eigentlich das gleiche Potenzial wie Filme auch. Also es ist für mich jedenfalls nicht einfach nur zur reinen Unterhaltung da und ich will also es gibt ja unendlich viele Filme, die auch nicht einfach nur zur reinen Unterhaltung da sind, aber die trotzdem wichtig sind und die es wert sind, dass man sie sieht, also egal ob es jetzt irgendwie Schindlers Liste oder im Westen nichts Neues ist, das sind ja alles keine Themen, die Spaß machen, aber phänomenal tolle Filme, die auch eine wirklich wichtige Message haben und einfach Themen anders aufarbeiten als Geschichtsbücher. Und das gleiche Potenzial haben Spiele meiner Meinung nach eigentlich auch. Und es gibt Spiele, die das auch machen, die werden aber nie als Bildungsspiele vermarktet. Ich weiß nicht, ob das dir was sagt, es gibt ein Spiel, das heißt Papers Please. Das ist superinteressant, also man spielt einen Grenzkontrolleur. Und als Grenzkontrolleur hat man dann eben die Befugnis, Leute ins Land reinzulassen oder sie auszuweisen. Und da kommen halt teilweise Leute, also einfach nur als Beispiel, es ist eine alleinerziehende Frau, Prostituierte, weil sie sonst keine Arbeit findet, aber hat 2 Kinder und gibt sich voll Mühe. Und jetzt ist ja die Frage, okay, lasse ich die ins Land oder lasse ich sie nicht ins Land, weil menschlich gesehen würde ich sie voll ins Land lassen, weil sie hofft auf eine neue Chance und auf neue Gelegenheiten auch für ihre Kinder. Aber man hat halt, also im Spiel ist es dann natürlich so, dass man noch einen Boss über sich hat, der das kontrolliert, welche Leute man ins Land reinlässt und da besteht die Gefahr, okay, dann verlierst Du deinen Job und dann wirst Du vielleicht selber ausgewiesen, dann geht’s deiner Familie nicht gut und was machst Du dann? So ein Spiel gibt’s zum Beispiel und das ist auch super beliebt. Also ich glaub, das ist sogar eins der beliebtesten Spiele auf Steam, auch wenn’s das so ein kleines Indie-Spiel ist. Es hat, glaub ich, ich weiß nicht ich glaube irgendwie 96 Prozent der Spieler mögen das und das hat aber über 66000 Bewertungen und das sind so die Bewertungen, das sind nicht alle, die die gespielt haben, sondern das sind die Leute, die gesagt haben: boah, wir finden’s super. Also auch ein krasses Thema, wo man den Spieler eigentlich in so eine Dilemmasituation bringt und sagt, okay, Du hast jetzt die Hohheit darüber, wer zu dir ins Land kommen darf und wer nicht. Und mit den Konsequenzen musst Du halt dann irgendwie klarkommen. Und das kann ein Film zwar auch vermitteln, aber eben nicht wie ein Spiel mit der mit der Interaktivität dahinter, dass die Leute das dann selber entscheiden müssen oder selber entscheiden sollen, weil das praktisch die die Spielmechanik vorm vom Spiel ist.

Lisa S: Ja, genau. Okay, also zu den Beispielen, die du genannt hast, die vielleicht schon Bildungsspiele sind, würde ich gern noch mal mit dir drüber sprechen, wieso es denn keine Bildungsangebote in dem Sinn gibt. Also beim Barcamp haben wir ja gesehen, viele Menschen haben auch schon Spiele vorgestellt, die irgendwie in der Bildungspraxis Anwendung finden. Aber Du meintest grade, die Beispiele, die Du aufgezählt hast, die sind nicht als Bildungsangebot gelabelt zum einen und dann sind wir uns konfrontiert in einer Gesellschaft, die irgendwie immer noch Spiele abwertet. Also wie könnten wir denn dem entgegenwirken oder was wär denn dein Ansatz oder eine Idee?

Lisley: Das ist eine sehr gute Frage. Ich glaub einfach, also für mich, so wie ich die so wie ich das mitbekomme in der Gesellschaft, ist natürlich nur anekdotisch und nicht unbedingt evidenzbasiert, was ich jetzt von mir gebe. Ich hab das Gefühl, dass viele Spieler und auch viele junge Leute den Switch eh schon haben. Es ist halt nur noch nicht angekommen bei der Politik und auch nicht bei den Leuten, die vielleicht in den großen öffentlich rechtlichen Medien stehen, dass sie das zulassen. Ich glaub, das ist so ein Generationenending. Aber ja, es ist wirklich für mich wie bei Filmen. Es ist einfach ein Handwerk und auch teilweise ein sehr künstlerisch kreatives Handwerk, das man einfach für viele Sachen nutzen kann. Und ich hoff, dass das sehr bald in einer breiteren Masse ankommt. Das würde ich mir auf jeden Fall wünschen, dass es dann hoffentlich bald so weit ist.

Lisa S: Schön, ja. Und zu mir hat man auch jemand gesagt, also wenn Du nicht verstehen kannst, dass ich jetzt hier zock, dann stell dir doch mal vor, es ist wie wenn Du ein Buch liest und voll gefesselt bist von dem Buch. Und so bin ich gefesselt von dem Spiel und das fand ich auch ganz hilfreich. Ja. Du hast auch noch mal was gesagt vorhin zu, warum auch immer die Leute spielen. Darf ich dich denn fragen, warum spielst Du denn? Und warum hast Du dich vielleicht für den Weg entschieden, den Du jetzt gehst als Gamerin und Game Developerin?

Lisley: Ich wollt grad sagen, weil’s mir Spaß macht, aber Spaß stimmt halt auch nicht ganz, weil ich auch diese anderen Spiele, die ich dir eben genannt hab, gerne spiel. Es ist nicht nur Spaß, sondern ich glaub einfach, dass da unheimlich viele Geschichten sind, die man miterleben kann, mehr als bei Büchern zum Beispiel. Ich mein, Bücher sind ein tolles Medium und regen die Fantasie an, weil man, also ich mal mir dann Bilder im Kopf aus, aber da hab ich nicht die Entscheidungen. Da hab ich weniger Möglichkeiten, mich in der Welt zu bewegen. Und ich find, das macht Spiele eigentlich schon zu was Besonderem, vor allem auch wenn es einfach, ich sag mal, nur ein reines Unterhaltungs-Spiel ist, hat’s ja trotzdem seine Daseinsberechtigung, wenn man einfach mal ein bisschen abschalten möchte?

Lisa S: Ja, zum Stopp der Aufnahme noch, ich weiß nicht, gibt’s noch irgendwas, was Du gerne teilen möchtest, was dir wichtig ist, wir vielleicht noch mit aufnehmen oder was dir aufm Herzen liegt?

Lisley: Jetzt ich find es tatsächlich schön und auch supermotivierend, wie viele Leute ich dann auf dem Barcamp kennengelernt hab, denen das Thema auch wichtig ist und die wirklich was machen wollen, weil also mir geht das im Alltag relativ häufig verloren, weil man dann von der Politik nichts sieht, weil man im Alltag dann doch mit anderen Gedanken beschäftigt ist und mit anderen Problemen. Aber das war wirklich ein sehr schönes Event, an das ich mich gerne zurückerinnere, wo ich mir einfach denk, hey, das sind so viele andere Leute, die auch Bock darauf haben. Wir müssen es doch irgendwie zusammen schaffen, dass man da wirklich was Gutes auf die Beine stellt, wenn man Jugendliche mit Spielen ansprechen will, die auch einen politischen Mehrwert oder einen Bildungsmehrwert haben sollen.

Lisa S: Ja, vielen lieben Dank. Das ist ein superschöner Appell, einfach noch mal die Kontaktliste zu nutzen und weiter an diesem Netzwerk zu arbeiten, mit dem wir jetzt für Politische Bildung und Gamification vielleicht auch ein kleinen Anstoß gegeben haben mit dem Barcamp. Und deswegen ja, mir bleibt gar nichts weiter zu sagen als noch mal vielen, vielen herzlichen Dank für deine Beteiligung, für die Beteiligung am Barcamp, für jetzt deine Zeit beim Podcast. Und ich bin mir sicher, dass die Verbindung bestehen bleibt und ich hoffe sehr, dass sich daraus noch ganz viele fruchtbare Dinge entwickeln und ihr auch in Feedbackschleifen gehen könnt, also mit unseren Hörerinnen und Hörern und einfach die Gaming-Branche und die Politische Bildung zusammenwächst.

Julian: Zum Abschluss haben wir wie immer ein Praxisrezept für euch. Im Kontext Gamification, wie soll das auch anders sein, mit 2 Game-Empfehlungen für eure Arbeit.

Das Praxisrezept der Folge.

Lorenz: Diese Woche möchten wir euch zwei Spiele vorstellen, mit denen ihr Entscheidungsprozesse, staatliche Macht und politische Verantwortung gemeinsam mit Jugendlichen thematisieren könnt. Das erste Spiel heißt Papers Please. In diesem Indie-Game schlüpft ihr in die Rolle eines Grenzbeamten eines fiktiven autoritären Staates. Eure Aufgabe: Reisedokumente kontrollieren, Regeln befolgen und manchmal über das Schicksal ganzer Familien entscheiden. Das Spiel ist bewusst in einem reduzierten, fast bürokratischen Stil gehalten, stellt die Spielenden aber vor echte moralische Dilemmata. Wie weit geht man mit, wenn das System Unrecht verlangt? Wie fühlt sich Macht an und Ohnmacht?  Papers Please eignet sich ab circa 16 Jahren, ist auf PC und mobile spielbar und kostet im Schnitt rund 10 Euro. Eine deutsche Übersetzung ist verfügbar.

Das zweite Spiel Deine Stimme ist ein kostenloses Onlinegame der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit. Was passiert, wenn wir antidemokratische Strömungen innerhalb der Parteienlandschaft nicht erkennen und auf sie hereinfallen? Das Game Deine Stimme bietet Jugendlichen die Möglichkeit, sich spielerisch mit dieser Frage auseinanderzusetzen. Sie lernen anhand eines fiktiven Wahlkampfs, an dessen Ende ihre Stimme gefragt ist, die Bedeutung und Wirkungen der eigenen Wahlentscheidung für eine stabile Demokratie kennen. Deine Stimme ist für Jugendliche ab 13 geeignet. Es ist browserbasiert, leicht zugänglich und kann direkt in Workshops eingebunden werden. Beide Spiele bieten unterschiedliche, aber sehr wirkungsvolle Zugänge. Während Papers Please eher auf systemische Fragen, Macht und Moral fokussiert, legt Deine Stimme den Fokus auf den Einfluss individueller Entscheidungen im demokratischen Alltag. Gemeinsam bieten sie einen tollen Rahmen, über Verantwortung, Teilhabe und Werte zu sprechen. Alle Infos, Links und methodischen Tipps findet ihr wie immer auf unserer Webseite.

Julian: Vielen Dank fürs Reinhören. Wir hoffen, ihr konntet ganz viel Inspiration, Wissen und Praxistipps für eure Arbeit mitnehmen. In der nächsten Folge werden wir uns mit euch anlässlich des siebzigjährigen Jubiläums des Bezirks Jugendrings anschauen, wie Jugendarbeit zu dem geworden ist, was sie heute ist und warum es Jugendarbeit auch in den nächsten 70 Jahren noch ganz dringend braucht. Neben diesem Podcast möchten wir euch noch ein paar weitere Angebote aus dem Bezirksjugendring ans Herz legen, die dieses Mal vor allem von unserer Medienfachberatung kommen. KI-Workshop am 26.5. und am 3.6. sowie der Fake News Fachtag am 17.7. Alle wichtigen Infos erhaltet ihr außerdem über unseren Newsletter. Den Anmeldelink dazu findet ihr in die Shownotes. Wir freuen uns sehr darüber, wenn ihr uns in der App eures Vertrauens abonniert und euer Feedback hinterlasst. Bis zum nächsten Mal.

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