Transkript Podcast AN·WEND·BAR

#4 Jubiläumsausgabe: 70 Jahre BezJR Schwaben

Transkript Folge 4: „Jubiläumsausgabe: 70 Jahre BezJR Schwaben“

AN·WEND·BAR, der Praxispodcast. Schön, dass Du wieder reinhörst. Ich begrüße dich ganz herzlich bei AN·WEND·BAR, dem Podcast für Impulse in der außerschulischen Jugendarbeit. Wir laden interessante Personen ein, die uns ihre Expertise zu aktuellen Themen, die euch in der Praxis gerade beschäftigen, zur Verfügung stellen. Für mehr Informationen zum Podcast und zur aktuellen Folge schau vorbei unter www.bezjr.de/podcast. In den Shownotes findest Du außerdem Informationen zum Gast und zu Inhalten dieser Folge. Der Podcast ist ein Angebot des Bezirksjugendrings Schwaben.

Lorenz: Herzlich willkommen zu einer ganz besonderen Folge von AN·WEND·BAR, der Praxispodcast für die außerschulische Jugendarbeit. Heute wird’s ein bisschen anders und auch ein bisschen feierlich, denn der Bezirksjugendring Schwaben feiert dieses Jahr sein siebzigjähriges Bestehen. Das nehmen wir zum Anlass für einen kleinen Ausflug in die Geschichte, aber keine Sorge: es bleibt praktisch, lebendig und mit ganz viel Herz für die Jugendarbeit von damals, heute und morgen.

70 Jahre, das klingt erst mal nach viel Vergangenheit. Aber tatsächlich beginnt unsere Geschichte mit einem ziemlich fortschrittlichen Gedanken: Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wollten die Amerikaner in ihrer Besatzungszone in Bayern etwas Neues aufbauen. Etwas, das ganz bewusst ein Gegengewicht zur gleichgeschalteten Hitlerjugend war. Jugendarbeit sollte fortan demokratisch organisiert werden, offen, pluralistisch, mit eigener Stimme. Und so entstanden die ersten Jugendringstrukturen als Teil der sogenannten Reeducation-Strategie, ein starkes Fundament, das bis heute trägt.

Aber was heißt das heute, 70 Jahre später? Warum braucht es Jugendarbeit eigentlich immer noch? Und was sagen die Menschen dazu, die tagtäglich mitten in der Praxis stehen? Bei unserer 70-Jahr-Feier Anfang Mai in der Jugendbildungsstätte in Babenhausen haben wir bei unseren Mitgliedern nachgefragt: Warum ist Jugendarbeit auch in Zukunft wichtig? Hört selbst.

 

Barkeepers Insights. Wir fragen nach in der Praxis:

Johanna: Hallo, ich heiße Johanna Pfefferle. Ich bin eine PSGlerin. Als PSG empowern wir Mädchen und Frauen. Wir versuchen, das bestmögliche Potenzial aus denen rauszuholen und ich glaub, das hört nie auf. Das brauchen wir, das haben wir gestern gebraucht, das brauchen wir heute und das brauchen wir morgen. Und das ist das beste Argument, in einer tollen Umgebung, in einem geschützten Raum so was erleben zu dürfen und sich entfalten zu dürfen.

Juliane: Mit der Juliane. Ich gehör zum Landesjugendwerk, das BFP. Na, ich merk, dass viele Jugendliche immer noch so wie früher und auch heute noch und deswegen glaub ich auch in der Zukunft irgendeinen Ort brauchen, wo sie auch außerhalb von ihrer Familie oder außerhalb von der Schule ein Zuhause finden und auch Ansprechpartner haben, mit denen sie irgendwelche Gespräche führen können, mit denen sie ihre Fragen und Nöte teilen können. Und das wird sich nicht ändern, sondern das wird immer eher nur noch mehr. Deswegen glaube ich ist Jugendarbeit auch morgen noch wichtig.

Sabrina: Sabrina Palzer von den Naturfreunden. Ja, das wird alles immer weitergetragen und was wir an die Jugend weitergeben können, das ist Gold wert einfach.

Michael: Ich bin der Michael Wenderlein. Ich bin Vorsitzender vom Kreis Jugendring Aichach-Friedberg. Ich find Jugendarbeit ist immer auch Präventionsamt. Es ist es sind ganz, ganz viele Themen, ob’s jetzt Rechtsruck in der Gesellschaft ist, ob’s Fremdenfeindlichkeit ist und all das ist ja auch Aufgabe von Jugendarbeit und deswegen ist Jugendarbeit egal wie low sie in Anführungszeichen auch ist, immer auch Präventionsarbeit, wenn man mit anderen jungen Menschen zusammen ist und mit denen zusammen was organisiert, plant, zusammenlebt. Ob’s ein Zeltlager ist oder Bildungsarbeit, ist egal.

Sabine: Sabine Wiedemann, Gaujugendleiterin im Altbayrisch-Schwäbischen Gauverband. Jugendarbeit ist verdammt wichtig in der Zukunft, weil wir als zum Beispiel Trachtenverein unsere Werte weitervermitteln wollen, weil’s heutzutage wichtiger ist denn je, dass man bestimmte Regeln einhält, dass man sich weiterentwickelt, dass man das Kulturgut von unseren Vorfahren in die neue Zeit, in die kommende Zeit weiter mitnimmt.

Antonia: Ich bin die Antonia, ich bin bald 20 Jahre alt und bin auch seit paar Jahren in der evangelischen Jugend im Allgäu aktiv. Und ich find Jugendarbeit ganz ganz wichtig, weil’s Jugendlichen ganz ganz viel gibt. Also ich bin auch in den letzten Jahren viel rumgekommen irgendwie bei Freizeiten im Sommer. Dann war ich mal in Dänemark, in Schweden, in Frankreich war ich. Also es ist einfach eine Zeit, die mir niemand mehr nehmen kann und es ist so verbunden mit ganz, ganz vielen Gefühlen und vielen Connections und vielen Gesprächen und viel, vielen positiven Werten, die einfach wahnsinnig wichtig sind fürs spätere Leben auch. Find das sollte am besten jeder Jugendliche irgendwie mal miterleben, diese Gemeinschaft, die man hat und das das, was man daraus lernen kann. Das find ich ganz ganz wichtig.

Christian: Ich bin Boß Christian vom Kreisjugendring in Ostallgäu. Also Jugendarbeit ist auch morgen nur wichtig, weil man einfach das Alte, Traditionelle beibehalten kann, aber auch die Stimmen von der Jugend hören muss, damit man auch in der Zukunft, weil die Alten sterben immer weg und die Jugend kommt nach und dass man die einfach auch hört, dass die Jugend auch gehört wird, dass man das einfach weiterträgt.

Michaela: Also ich bin die Michaela Berlin, komm vom Kreisjugendring Günzburg. Jugendarbeit für morgen ist immer noch wichtig, weil die Jugend ist eigentlich auf die wir aufbauen können und natürlich auch Kinder und Jugendliche, weil für die muss Angebote erstellt werden, dass es interessant bleibt, in der Stadt zu bleiben, auf dem Dorf zu bleiben, auch das Dorfleben wieder interessanter zu machen, dass da Angebote sind. Heute ist es ja sehr flexibelzu gestalten, dass auch viele Vereine, kleinere Vereine Schwierigkeiten haben, weil das Angebot so groß ist. Aber da sollten auch die Dorfgemeinschaften, Gemeinderäte, die Jugend unterstützen, die Jugendarbeit unterstützen, dass die Jugend zu Hause, ja, im Dorf bleibt und Angebote wahrnehmen können.

Lorenz: So unterschiedlich die Stimmen, so klar die Botschaft. Jugendarbeit hat Zukunft, weil sie jungen Menschen Räume gibt, mitzugestalten. Aber wie ist es eigentlich gewachsen? Wie war das in den Anfängen und was hat sich in 70 Jahren alles verändert? Darüber haben wir mit einer Person gesprochen, die den Bezirksjugendring Schwaben und Jugendarbeit in Bayern seit vielen Jahren aus der Innenperspektive kennt. Mit der Leiterin unserer Geschäftsstelle.

 

Lisa: Herzlich willkommen zu unserer Jubiläumsfolge vom Bezirksjugendring Schwaben. Und ich darf heut unsere Gästin begrüßen. Das ist nämlich ganz besonders, wen wir heute da haben, unsere Geschäftsführerin nämlich die Claudia Juncker-Kübert. Und wir sind heute gemeinsam da, weil wir haben eigentlich ein doppeltes Jubiläum. Einerseits hat der Bezirksjugendring dieses Jahr 70 Jahre gefeiert und auch Claudia hatte ihr zehnjähriges Jubiläum als Geschäftsführerin bei uns beim Bezirksjugendring Schwaben. Genau und da wären wir auch schon gleich beim Thema erst mal herzlich willkommen, dass Du da bist.

Claudia: Hallo liebe Lisa, vielen Dank, dass ich da sein darf. Bin auch ganz schön aufgeregt, mein erster Podcast, meine erste Podcastaufnahme, aber ich glaub, wir kriegen das ganz gut hin.

Lisa: Das wird super. Genau, wir waren schon gleich beim Thema und es waren ja die 70 Jahre Bezirksjugendring und da hast Du ja auch schon den großen Teil dazu beigetragen. Und deswegen wär meine erste Frage gleich mal, weil wir am dritten Mai haben wir 70 Jahre Bezirksjugendring gefeiert und da hast Du einen geschichtlichen Einblick in die Entwicklung der Jugendarbeitsstrukturen in Schwaben gegeben. Und willst Du da vielleicht unsere Hörerinnen und Hörer mal ein bisschen mitnehmen, was Du vielleicht rausgefunden hast.

Claudia: Ja. Das war tatsächlich auch für mich total spannend, mich da mal in die Geschichtsbücher und Annalan des Bezirksjugendring Schwaben hineinzufuchsen in der Vorbereitung für diesen kleinen historischen Input, den ich da gegeben hab und einfach mal auch selber zurückzublicken. Also ich überblick, wie Du ja schon gesagt hast, die letzten 10 Jahre ganz gut. Vielleicht dann noch mal 10, 15 Jahre weiter zurück auch ganz gut. Aber so in die Anfänge zu schauen, war schon sehr spannend. Und dann zu sehen, wie das so 1955 im März ist der Jugendring ja gegründet worden, der Bezirksjugendring. Und hier einfach mal zu sehen und mitzukriegen, wie ehrenamtsbasiert das damals war, dass es mit wahnsinnig viel Idealismus zusammengehangen hat von den Menschen, die sich da bereit erklärt haben, Verantwortung zu übernehmen für die Jugendarbeit in Schwaben. Das war ein ganz, ganz anderes Arbeiten als Jugendring, so wie wir das heute tun. Und dann zu sehen, wie sich über die Jahre hinweg der Jugendring entwickelt, wie der die Themen der Jugend aufgreift, die für sich verarbeitet, mit den Jugendlichen zusammen verarbeitet und sich immer weiterentwickelt, wie dieser Jugendring wächst von rein ehrenamtlichen Strukturen bis hin zu einer Geschäftsstelle mit inzwischen 12 Angestellten, einer Jugendbildungsstätte mit rund 40 Angestellten. Das ist eine Wahnsinnsentwicklung und das war ganz toll, sich das so im Vorfeld dieser 70-Jahr-Feier anzuschauen.

Lisa: Mhm. Ja, das klingt sehr spannend. Also ich hör raus, es hat sich eben vom Ehrenamt schon zu festen Angestellten auch mit entwickelt. Die Jugendlichen wurden schon immer einbezogen, weil dafür sind wir da als Bezirksjugendring. Aber waren denn noch Dinge, die dir vielleicht aufgefallen sind, als wir die Bilder durchgegangen sind oder waren da Besonderheiten?

Claudia: Also grad die alten Bilder ist mir sehr, sehr stark aufgefallen, dass da wirklich auch fast nur Männer drauf sind. Das war total faszinierend. Also man hat da kaum bis gar keine Frauen, gesehen. Ich glaub auf den Gründungsveranstaltungsbildern vom März `55 gar keine. Dann auch zu sehen, dass die Menschen, die am Anfang in Verantwortung waren, eigentlich kaum Jugendliche waren, sondern eigentlich schon alles so Herren im gesetzteren Alter. War natürlich sehr, sehr spannend. Und dann aber auch zu erleben, wie so Zeiten des Umbruchs, grad in den 70er Jahren, was da alles passiert ist. Und dass der Bezirksjugend Schwaben immer auch Trendsetter war mit Themen und mit Inhalten. Also es waren wir, die das erste Jugendprogramm überhaupt für den Bezirk entwickelt haben von allen sieben bayerischen Bezirken. Das war natürlich schon toll, ne. Und da kriegt man auch so, wenn man selber nicht beteiligt war, trotzdem bisschen Gänsehaut und ist ein bisschen stolz drauf, dass man für diese tolle Organisation, für diesen tollen Jugendring arbeiten darf.

Lisa: Wir wissen schon, Du bist jetzt zehn Jahre hier und hast jetzt hier dein zehnjähriges Jubiläum als Geschäftsführerin. Erst mal herzlichen Glückwunsch und wie schön, dass wir dich hier haben.

Claudia: Ja. Die Zeit ist aber echt auch verflogen wie im Nichts.

Lisa: Und was ich dich gerne noch mal frage, ist deine Geschichte mit dem Bezirksjugendring Schwaben? Also deine Anfänge vielleicht hier und wie es für dich selbst war in diesen zehn Jahren?

Claudia: Also ich komm ja ich komm ja persönlich aus der katholischen Jugendarbeit. Also bin KJGlerin nach wie vor im Herzen. Genau, also ich komm nicht direkt aus der Jugendringstruktur. Insofern war das für mich am Anfang schon eine Herausforderung tatsächlich, erst mal zu verstehen, wie tickt denn ein Jugendring? Weil der tickt anders als ein Jugendverband. Beim Jugendverband kennt man sich sehr gut, da ist man permanent und auch viel zusammen. In der Jugendringstruktur ist es so, dass man sich so zwei-, dreimal im Jahr sieht auf einer Vollversammlung oder auf einer Fachtagung. Das ist ein anderes Arbeiten tatsächlich. Und als ich angefangen hab, hab ich gemerkt, oh Gott, ich muss jetzt erst einmal schauen: A, dass ich diese Struktur versteh und B, dass ich diesen Jugendring weiterentwickle tatsächlich. Also das war so das Erbe von meinem Vorgänger zu sagen: So, du bist da, du bist jung, du machst jetzt, gib Gas. Mein Vorgänger, der erste Geschäftsführer des Jugendrings war der Winfried Dumberger-Babiel und der wurde 1978 eingestellt. Ist dann 37 Jahre lang Geschäftsführer geblieben. Das werde ich nicht mehr schaffen. So gut mir das hier auch gefällt, aber so lang werd ich nicht mehr da sein. Dem Winfried haben wir da unfassbar viel zu verdanken. Der hat ganz viel aufgebaut, so. Also die erste Aufgabe, die ich als Geschäftsführerin bekommen hab, war: organisier einen neuen Server. Und ja, das war dann gar nicht so ganz einfach. Ich hatte, Gott sei Dank, einen wunderbaren Mitarbeiter, der mir da sehr geholfen hat an der Stelle. Aber das war so und da ging das dann los, ja, dass man gesagt hat, okay, jetzt müssen wir ja jetzt ist die Zeit für Modernisierung, jetzt ist die Zeit Altbewährtes und Gutbewährtes zu behalten und dann auch aber weiterzuentwickeln. Und wir haben dann angefangen auch wirklich viel neue Stellen zu besetzen. Also das war eine sehr energiegeladene, sehr rührige, wuselige Zeit, die ich wirklich so, die ich auch sehr genossen hab, ja, also zu sagen: okay und los geht’s, jetzt machen wir, jetzt fangen wir an.

Lisa: Ja, danke. Umbruch auf vielen Ebenen hör ich.

Claudia: Ja.

Lisa: Schön. Und es ist auch sehr schön zu hören, dass es auch dir als Geschäftsführerin in deinen Anfängen so ging wie, glaub ich, vielen, wenn sie das erste Mal vom Bezirksjugendring Schwaben hören. Wir müssen uns erst mal mit den Strukturen vertrauten machen und das verstehen und deswegen ist es sehr schön, wenn wir hier mit unserer 70-Jahr-Feier auch ein bisschen Klarheit da reinbringen. Also welche Rolle übernimmt denn der Bezirksjugendring Schwaben? Und deswegen nimm uns doch auch hier gerne mal mit, wie wurde denn das Jubiläum gefeiert?  Und was gibt’s denn da für Gedanken dazu?

Claudia: Ich weiß noch sehr gut, wie ich die Vorlage für den Vorstand geschrieben hab. Also wenn wir solche Festivitäten machen, solche Feierlichkeiten, dann wird das immer auch mit dem Vorstand abgestimmt: Passt das so für euch? Ist das in Ordnung? Wollt ihr das so haben? Habt ihr andere Ideen? Und das war ziemlich schnell klar: Wir machen so einen großen Festakt. Ja, das muss sein, den machen wir auf alle Fälle in der JuBi, das war alles klar. Und meine Idee war dann tatsächlich so ein bisschen, dass ich mir dachte: ne, ich möcht eigentlich, ich möchte noch eine zweite oder auch eine dritte Komponente haben. Dass das nicht nur so dieses einmalige Sekthäppchen-Reden-Dings ist – was total schön war im Übrigen und richtig toll und stimmungsvoll und allen supergut gefallen hat – aber ich hätte gerne noch eine coole Idee. Und da sind wir, ich weiß nicht mehr, wer auf die Idee gekommen ist, wir haben in der Geschäftsstelle irgendwie miteinander geredet und gelacht und überlegt und irgendwann sind wir auf so einen Oldtimer Bus kommen und dann war das, hab ich sofort gefühlt, da hab ich mir gedacht, nein, ich will, das ist so cool, das das müssten wir machen. Und wir haben dann schon viel überlegt, ja? Wie geht das? Was macht da Spaß? Was macht da Sinn?

Und wir haben das tatsächlich dann gemacht jetzt am 5. Juli, dass wir mit Stadt- und Kreisjugendringvorsitzenden unserem Vorstand, Bezirkspolitikerinnen und auch Bezirkspolitikern natürlich und Bezirksverwaltung eine kleine schwäbische Kaffeefahrt gemacht haben zum siebzigjährigen Bestehen. Und das war eine ganz tolle Veranstaltung, die ja auch wirklich von allen sehr gelobt worden ist. Wir waren zuerst in Göggingen bei der Soli-Jugend, haben uns da noch mal ein bisschen so einen geschichtlichen Rückblick angeschaut. Also was passiert, wenn man wie in der Nazizeit Dinge gleichschaltet? Was verliert man da alles? Was sind das für Geschichten? Und sind dann weiter gefahren nach Wertingen in das dortige Jugendhaus, das ein ganz tolles Angebot hat, nicht nur ein Jugendhaus ist, sondern offenes Haus ist in Wertingen und auch anderen Gruppen die Möglichkeit des Treffens und Zusammenkommens gibt, mit einem tollen Bürgermeister, der auch da war. Waren dann noch schön in einem Biergarten, das gehört auch zu einer Kaffeefahrt mit dazu. Und das war rundum stimmig und schön. Und hat ganz wertvollen Platz geboten, in Austausch zu kommen mit den politischen Vertreterinnen und Vertretern, mit denen wir das sonst nur in Gremien zusammenhängend zu tun haben. Ganz anderes Setting, ganz toll. Genau und jetzt machen wir noch diesen tollen Podcast und dann glaub ich, dass wir diese 70 Jahre Bezirksjugendring Schwaben ganz toll übers Jahr verteilt gefeiert haben. Nicht nur uns gefeiert haben, sondern alle, mit denen wir gefeiert haben zusammen, auch mit gefeiert haben. Das war schon sehr klasse.

Lisa: Zur Retro-Busfahrt auch noch vielleicht. Was war denn da für dich der Grundgedanke noch mal in dieser Fahrt?

Claudia: Ich glaub, das war, das war schon auch wichtig, wirklich mal rauszugehen aus den Settings, in denen wir sonst immer sind. Wir sind eigentlich, wenn wir mit Bezirkspolitik reden, immer nur in Arbeitssettings. Ja, wir kommen zu einer Sitzung, wir legen Vorlagen vor, da wird drüber diskutiert. Und dann ja, wird’s vielleicht beschlossen oder auch nicht. Oder wir geben einen Arbeitsbericht, der wird reflektiert und dann ist es auch fertig. Aber wirklich gemeinsam in so einem Retrobus zu sitzen und mit der Gitarre Lieder zu schmettern, ja? Mit dem Kämmerer des Bezirks Schwaben, ja? Oder mit dem, mit unserem zuständigen Abteilungsleiter. Das ist ein vollkommen anderes Setting, wo man sich vollkommen anders begegnet. Ich möchte jetzt nicht sagen, unbedingt mehr auf Augenhöhe, aber wenn, in dem Moment, wo ich das Setting verändere, kann ich auch einfach anders miteinander sich auch kennenlernen, ja? Und den anderen einfach anders erfahren. Also und das war schon so die Idee dahinter oder auch einfach Verbindungen zu schaffen zwischen zum Beispiel Jugendringvorsitzenden und Bezirkstagspolitiker:innen, wie die sonst nicht zustande kommen. Das war die Idee dahinter tatsächlich. Und der Plan ist einfach richtig gut aufgegangen. Wir haben dann auch noch jemanden vom Landtag dagehabt. Wir hatten noch jemanden vom Bundestag mit da. Also da kann man einfach ganz anders vernetzen.

Lisa: Jetzt ist es an der Zeit, auch den Blick mal in die Zukunft zu richten. Und da würde uns interessieren, als zehnjährige Geschäftsführerin und die Perspektive, die Du mitbringst, willst Du vielleicht deine Zukunftsvision mit unseren Hörerinnen und Hörern teilen. Also was wünschst Du dir für die Jugendarbeit in den nächsten zehn Jahren?

Claudia: Ich wünsch mir tatsächlich, dass wir am Puls der Zeit bleiben. Dass wir nicht um uns selber kreisen, sondern um die Ideen, die Wünsche, die Perspektiven der Jugendlichen tatsächlich. Dass wir das nicht verlernen, da genau hinzuhören und genau hinzuschauen, um dann entsprechend unser Angebot danach auszurichten, aber auch entsprechend Anwältinnen und Anwälte für die Interessen von Kindern und Jugendlichen zu sein. Also ein ganz starker Lobbyist für die Interessen von jungen Menschen in unserer Gesellschaft, weil die haben nicht so viele Lobbyisten. Tatsächlich, ich wünsche mir auch, dass wir es weiterhin schaffen, Räume zu schaffen, in denen junge Menschen sich selbst verwirklichen können. In denen man aber auch junge Menschen zusammenbringen mit Entscheidungsträgern, Entscheidungsträgerinnen, damit die miteinander reden können. Und was so aus meiner, ich sag jetzt mal ein bisschen emanzipatorischen oder feministischen Sicht kommt, ich würde mir wünschen tatsächlich ein ganz konkreter Wunsch, dass sich mehr Frauen in die erste Reihe trauen, weil das war auch ein Ergebnis meiner Recherche. Wir hatten 14 Vorsitzende und davon nur zwei weibliche Vorsitzende. Und da würde ich mir schon wünschen, dass da noch mehr Frauen Verantwortung übernehmen und sich trauen auch sich ganz nach vorne hinzustellen. Also ich als Geschäftsführerin wäre bereit, da jede Vorsitzende entsprechend zu unterstützen. Aber wie gesagt, das Allerwichtigste ist mir tatsächlich die Interessen von jungen Menschen weiterhin gut zu transportieren und die Gehör finden zu lassen.

Lisa: Ganz zum Abschluss würde ich dir auch gern noch mal den Raum geben: Gibt es noch was, was du gerne teilen möchtest, was dir noch besonders wichtig ist, was wir jetzt vielleicht auch noch nicht angesprochen haben?

Claudia: Ich würde mich einfach ganz, ganz, ganz arg noch bei euch bedanken, dass ihr diesen Podcast so toll macht, weil da muss ich ganz ehrlich sagen, hab ich als Geschäftsführerin gar nix mit zu tun. Das macht tatsächlich ja ihr, unser pädagogisches Team, Du Lisa, mit all den anderen und ich hör euch unfassbar gern im Auto. Sogar meine Tochter hört da mit und sagt kein Wort mehr und von daher gesehen freu ich mich noch auf ganz, ganz, ganz viele ganz, ganz tolle Produktionen der AN·WEND·BAR und bin schon sehr gespannt, wenn ich den nächsten dann oder den übernächsten dann auch wieder im Auto hören darf. Ich wünsch euch alles Gute und sag Dankeschön.

Lisa: Danke auch.

 

Lorenz: Das war unsere Spezialfolge zum siebzigjährigen Jubiläum des Bezirksjugendrings Schwaben. Ein kleiner Rückblick, viele Stimmen aus der Praxis und ein Ausblick mit Haltung. Wenn ihr mögt, hört gerne in unsere anderen Folgen rein. Dort gibt’s wie gewohnt konkrete Praxistipps und Methoden für euren Alltag in der Jugendarbeit. Bevor wir zum Schluss kommen, haben wir noch ein paar Termine für euch, die ihr euch gerne vormerken könnt. Kommt uns am 3. Oktober beim Schwabentag in Memmingen an unserem Stand besuchen. Wir freuen uns auf gute Gespräche und bekannte Gesichter. Am 29. & 30. November steigt dann im Dietrich Theater in Neu-Ulm das Schwäbische Kinder & Jugend Filmfest. Wenn ihr selbst Filme einreichen wollt, der Einsendeschluss ist der 30. September. Außerdem laufen bei uns bereits die Vorbereitungen für Aktionen und Veranstaltungen rund die Kommunalwahl 2026. Ein Highlight steht jetzt schon fest: Am 13. November findet in Benediktbeuern unser Fachtag „Neutralität in der Jugendarbeit“ statt im Rahmen des Netzwerks Politische Bildung Schwaben. Und zum Jahresausgang findet am 4.12. wieder unsere Living Library in der Stadtbücherei Augsburg statt. Weitere Infos zu unseren Veranstaltungen findet ihr in den Shownotes und natürlich auf unserer Webseite bezjr.de. Und wenn ihr nichts verpassen wollt, folgt uns gerne auf Instagram oder abonniert unseren Newsletter direkt über unsere Webseite. Heute sagen wir einfach Danke für 70 Jahre gelebte Demokratie, Engagement und jugendpolitische Arbeit in allen Ecken Schwabens. Und natürlich bis bald, hier bei AN·WEND·BAR, der Praxispodcast für die außerschulische Jugendarbeit.

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